

























Das war unsere siebte Landpartie für Puppennähverliebte, 2017 fand sie zum ersten Mal statt. Das ist eine lange Zeit, in der Laura und ich regelmäßig diesen besonderen Raum öffnen und gestalten und mit jeweils zehn Frauen ein großes Puppefest im Grünen feiern. Das verflixte siebte Mal also. Für uns war es magisch.
Da war zum Beispiel eine Teilnehmerin, die vor zwei Jahren schon einmal dabei war und in der Vorstellungsrunde mit leuchtenden Augen erzählte, wie sehr sich ihr Leben seitdem verändert hat und dass sie sich endlich einen kleinen Platz nur für sich selbst in der Familienwohnung geschaffen hat, an dem sie ungestört ihren Dingen nachgehen kann.
Oder der Klatschmohn vor dem Fenster unseres Seminarraums. Jedes, wirklich jedes Jahr geht er während unserer Anwesenheit dort auf. Es ist wie ein Durchbruch ins volle, knallrote Erblühen, das wir auch mit der Gruppe erleben, wenn alle angekommen und miteinander vertraut sind und sich so richtig schön ins Puppenmachen hineinsinken lassen. Wenn der Mohn blüht, meist am Nachmittag des zweiten Tages, tut es auch die Landpartie, und der Puppensommer ist da.
Und der Sommer ist herrlich im Refugium Hoher Fläming, wo unsere Landpartie zu Hause ist, ein wildschönes Anwesen mit einem großen alten Obstbaumgarten, kniehohen Gräsern und Blumen, verwunschenen kleinen Ruheorten, Wiesenpfaden und Naturkunst zum Bestaunen, einem einhunderjährigen Walnussbaum und einem Gemüsegarten, aus dem viel Gutes für die Küche kommt. Dieses Mal wurde die ganze Pracht von fünf freilaufenden Hühnern aufgemischt, die uns jeden Tag weiße und hellblaue Frühstückseier schenkten, neugierig unser Puppentreiben verfolgten und mit ihrem Hühnertreiben wiederum uns köstlich unterhielten.
Hühner sind auch Krafttiere und als solche stehen sie vor allem für Fruchtbarkeit. So kamen wahrscheinlich auch die fast 30 Puppen zustande, welche die Frauen an den vier Tagen erschafften. Das war schon auch magisch. Denn in unserer Erinnerung war es immer schon eine große Anstrengung, allein die angestrebten zwei Puppen pro Person zu begleiten und dieses Mal war es so leicht und fließend, dass wir nur staunen konnten.
Und so kam es, dass Laura und ich am letzten Tag nachmittags auf der Hollywoodschaukel saßen, gegenüber vom Seminarraum, dessen Bodenfenster weit geöffnet waren, so dass wir einen guten Blick auf das Schaffen drinnen hatten. Irgendwann fragte ich Laura, ob es nicht komisch sei, dass wir hier so gemütlich hin und her schwangen, während die Frauen drinnen emsig werkelten. Darauf entgegnete sie trocken: „Ist doch schön, wenn die Kinder selbständig spielen, lassen wir sie doch.“
Es war wirklich eine ganz wunderbare Spielzeit, eine Traumzeit auch, die wir wie im Rausch erlebten. Außenstehende können es meist gar nicht glauben: vier Tage Puppenmachen bis in die Puppen, unterbrochen nur von Schlaf und feinen Speisen. Für die Anwesenden ist es das Schönste, das sie sich vorstellen können und so viel mehr als nur Puppenmachen. Auch wir können kaum in Worte fassen, was da geschieht, deshalb immer wieder die Rede von der Magie.
Für mich ist es ein Raum der Begegnung von Menschen mit einem kräftig schlagendem Herzen in der Brust, die den Mut zu und Freude an gemeinsamen Erlebnissen und echten Verbindungen haben. Das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr und dafür halten Laura und ich seit Jahren die Fahne hoch (auch wenn uns dabei selbst manchmal das Herz bis zum Hals schlägt). Miteinander sein, kreativ sein, lachen, weinen, zuhören, sich mitteilen, heilen, das macht uns Menschen aus. Die Puppen können dabei wunderbare Brücken bauen.
Die Landpartie ist im Wandel und wir wissen noch nicht, wann und wie sie das nächste Mal stattfinden wird. Wenn ihr grundsätzlich Interesse an dieser Veranstaltung habt, schickt eine kurze Mail an hello@mariengold.net, dann erfahrt ihr als Erste, wie es weitergeht.
Alle Details findet ihr hier, Einblicke in die Landpartien der letzten Jahre hier.
© Bilder Laura Erceg-Simon und Maria Ribbeck